Wie wäre es, wenn die Städte der Menschen auch zu Städten der Bäume werden würden?

Wenn Bäume und Menschen nebeneinander, miteinander und füreinander stehen würden?

Das war auch die Vision von Friedrich Hundertwasser. Dieser schrieb: «Es müsste Allgemeingut werden, der Natur den Platz, den man ihr durch die Grundfläche des Hauses entzieht, auf dem Dach wiederzugeben.»

Und seine Vision beschreibt er folgendermaßen: «Überall, wo Schnee und Regen hinfällt, muss die Vegetation frei wachsen. Die Dächer müssen Wälder werden, die Straßen müssen grüne Täler werden.»

Für uns Menschen hätte das folgende Vorteile:

Hunderwasserhaus in Wien

Warum es in unseren Städten mehr Bäume braucht

In den letzten Jahren nahmen sowohl die Anzahl an Hitzetagen, als auch der von Starkregen zu. Laut Carbon Disclosure Project melden im Jahr 2024 bereits 83 % der Städte weltweit die Gefahr für Überschwemmung oder Hitze.

Wichtig dabei ist, dass Bäume und Grünflächen beides regulieren können: Sie kühlen die Luft bei Hitze und speichern Wasser bei Niederschlag.

Bäume spenden Schatten und beschattete Flächen wärmen sich weniger stark auf, da sie vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Zusätzlich verdunsten Bäume beträchtliche Mengen an Wasser und erzeugen dadurch eine zusätzliche kühlende Wirkung.

Mithilfe von Infrarotbildern konnten unterschiedliche Oberflächentemperaturen sichtbar gemacht werden. Dabei wurde messbar, dass asphaltierte Oberflächen wie beispielsweise Straßen bei direkter Sonneneinstrahlung bis zu 40 °C wärmer sind als mit Pflanzen bewachsene Oberflächen. Grünflächen wirken im urbanen Raum wie Klimaoasen.

Darüber hinaus kann in Grünflächen Wasser versickern und dadurch zurückgehalten werden. Die Rückhaltung und Speicherung von Niederschlagswasser in Grünflächen kann sowohl in Trockenperioden den urbanen Wasserhaushalt stabilisieren als auch die Gefahren von Starkregenereignissen reduzieren.

Neben diesen mikroklimatischen Regulierungen verbessern Bäume auch die Stadtluft, was besonders bei zunehmender Hitze wichtig ist. Sie reduzieren beispielsweise den Anteil von Ozon, Stickoxiden, Kohlenmonoxid und Sulfur in der Luft.

Mehr über den Effekt von Bäumen auf das urbane Mikroklima findest du in diesem Artikel

Leider sieht die Realität aktuell so aus, dass unsere Landschaften immer stärker versiegelt werden. Laut Umweltbundesamt werden pro Tag rund 54 Hektar in Deutschland neu versiegelt.

Doch was wären die Alternativen?

Dachgärten und begrünte Dächer

Die Dächer von Häusern werden bislang kaum für Bepflanzungen genutzt. Dabei würden sie unglaublich viel Potenzial für Begrünung bringen. Oder wie Hundertwasser geschrieben hat: «Überall, wo Schnee und Regen hinfällt, muss die Vegetation frei wachsen. Die Dächer müssen Wälder werden.»

In Deutschland gibt es allerdings einige Initiativen. In Stuttgart beispielsweise werden private Dachbegrünung schon seit längerer Zeit gefördert. Dadurch sind in den letzten Jahren über 60.000 Quadratmeter zusätzlicher Grünflächen auf privaten Dächern entstanden, zusätzlich dazu noch 130.000 Quadratmeter auf Dächern öffentlicher Gebäude. Und Hamburg hat als erste deutsche Großstadt eine umfassende Gründachstrategie ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, mindestens 70 Prozent sowohl der Neubauten als auch der geeigneten zu sanierenden, flachen oder flach geneigten Dächer zu begrünen.

Dachgärten und begrünte Dächer bieten folgende Vorteile:

  • Der bewachsene Boden bietet im Sommer Schutz vor Hitze und im Winter vor Kälte. Laut Conrad Amber sind bei einer Bodentiefe von etwa 50 cm die darunterliegenden Räume bei hohen Temperaturen um vier bis fünf Grad kühler als vergleichbare Räume ohne einen solchen natürlichen Schutz. Die Raumtemperatur des Dachgeschosses würde dadurch in etwa dem des Erdgeschosses entsprechen. Im Winter dagegen führt die Isolierung nach oben zu höheren Innentemperaturen.
  • Laut Conrad Amber würde sich durch die verminderten Heiz- und Kühlkosten ist die Erstinvestition einer Dachbegründung in zwei bis drei Jahren finanzieren
  • Der bewachsene Boden wirkt zudem auf die darunterliegenden Materialien schützend gegen Kälte und UV-Strahlen. Laut Conrad Amber erhöht sich dadurch die Lebensdauer der Dachhaut um mindestens das Doppelte.
  • Bei Starkregen wirkt der bewachsene Boden wie ein Schwamm, der Wasser aufnimmt und später über lange Zeit wieder abgibt.
  • Die Pflanzen führen das Wasser durch Verdunstung wieder in die Luft. Dieser Vorgang kühlt die Umgebungsluft ab.
  • Dachgärten würden auch wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen.
  • Ein Dachgarten könnte auch für seine menschlichen Bewohner eine zusätzliche grüne Fläche bieten. Vielleicht eine gemütliche Ecke oder ein Beet mit leckeren Küchenkräutern. Kleine Obstbäume könnten leckere Früchte liefern.
  • Für Menschen ohne gärtnerische Ambitionen können die Dachgärten auch mit pflegeleichten mehrjährigen Pflanzen bepflanzt werden.

Futuristisches Bild für ein Haus mit  Dachgarten

Hier noch zwei aktuelle und prominente Beispiele:

  • In Rotterdam gibt es ein Projekt mit Namen DakAkker, der 1000 Quadratmeter Garten plus Café umfasst.
  • In New York gibt es eine Dachfarm, wo Salat, Kräuter und Gemüse angebaut werden. Die Befruchtung der Pflanzen übernehmen Bienen mehreren Bienenstöcken. 

Grüne Fassaden

Auch grüne Fassaden tragen wesentlich zur Verbesserung der Lebensbedingungen in Städten bei. Sie kühlen die Temperatur, filtern die Luft und schlucken Lärm. Für grüne Fassaden gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  • Kletterpflanzen wie beispielsweise Efeu oder Weinreben können Hauswände begrünen.
  • Durch vertikale Flächen an Hauswänden können Pflanzen durch spezielle Module angepflanzt werden.

Ein beeindruckendes Beispiel für grüne Fassaden und Dachgärten ist das Gebäude Kö-Bogen 2 in Düsseldorf. Das Kaufhaus wurde auf allen Etagen mit rund 35'000 Hainbuchen bepflanzt, die in Trockenzeiten computergesteuert bewässert werden. Andere bekannte Begrünungsprojekte wurden vom französischen Botaniker Patrick Blanc durchgeführt. Zum Beispiel:

Noch mehr interessante Projekte findest du auf der Webseite von Patrick Blanc.

Futuristisches Bild für grüne Fassaden

Grüne Gärten, Höfe und Tiny Forests

Durch ein geschicktes Design kannst du auf einer kleinen Fläche viele verschiedene Pflanzen anbauen. Ein hilfreiches Konzept dafür ist die Permakultur. In einem Permakultur-Garten werden Pflanzen mit unterschiedlichen Höhen untereinander und nebeneinander gepflanzt. Dabei wird der Garten genau beobachtet und so angelegt, dass Wind, Sonne, Schatten und Raum optimal genutzt werden.

Zum Beispiel werden große Bäume eher an die Nordseite gepflanzt werden, damit sie nicht alle anderen Pflanzen beschatten. An der Südseite werden dann beispielsweise Beerensträucher oder Gemüsebeete angelegt.

Durch geschicktes Design kann ein Mikroklima entstehen, das auch exotischere Bäume wie Feige ermöglicht.

In deinem Garten könntest du auch einen Kompost anlegen, der dir Dünger liefert.

Eine weitere wunderbare Möglichkeit, um kleine Flächen intensiv zu begrünen sind hoch diverse Miniwälder. Auf Anregung des japanischen Biologen Akira Miyawaki sind weltweit rund 3000 Tiny Forests entstanden.

Weitere Beispiele für grüne Städte und Begrünungsprojekte

Weltweiter Vorreiter für die Begrünung von Städten ist Singapur.

Aber auch hier in Europa gibt es einige wunderbare Projekte:

  • Bosco Verticale in Milano
  • MFO Park in Zürich
  • Sargfabrikprojekt in Wien
  • Dachgärten auf den Hundertwasserhäusern
  • Townhouse in Venlo
Futuristisches Bild für begrünte Gebäude

Weiterführende Infos

Die Webseite von Biotope City bietet vielseitiges und qualifiziertes Wissen über Begrünungsprojekte aus der ganzen Welt. Aufgrund der Kompetenz der Redakteure und der rund 120 Autoren genießt diese Seite in der Fachwelt einen überdurchschnittlich guten Ruf.

Wir empfehlen hier auch die Berliner Regenwasseragentur. Hier gibt es unter anderem auch Wissen über Dach- und Fassadenbegrünung und Hinweise zu Fördermöglichkeiten. 

Literaturempfehlung

 

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