Wie zentral Gesundheit ist, wurde in den letzten Monaten besonders deutlich. Aber auch abgesehen von COVID-19 ist Gesundheit schon lange ein zentrales gesellschaftliches Thema. Dies illustrieren auch die vielen Bücher, Filme und Podcasts zu den Themen Ernährung, Sport, Yoga und Meditation. Dabei wird oft übersehen, wie wichtig das unmittelbare Umfeld für unsere Gesundheit ist. Nahezu drei Viertel der deutschen Bevölkerung lebt zurzeit in Städten, wobei die Tendenz steigend ist. Was schafft also ein gesundheitsförderndes Umfeld in unseren Städten?

Bäume!

Das überrascht wenig, ist aber dennoch spannend näher zu untersuchen. Es gibt einige sehr interessante und aufschlussreiche Studien über den Einfluss von Stadtbäumen auf die Gesundheit der ansässigen Menschen.
Aber zuerst einige grundlegende Gedanken zu Bäumen in Städten:

Bäume wirken auf viele Menschen beruhigend. Das kann an den Farben liegen: Grün wird ein balancierender und beruhigender Effekt nachgesagt und Bäume bringen dieses Grün mitten in die Stadt.
Bäume stehen einfach da, während Verkehr und Menschen um uns herumschwirren. 
Bäume haben einen anderen Zeithorizont als unsere alltäglichen Probleme und Sorgen. Sie stehen da, Tag für Tag, Jahr für Jahr, und strahlen dabei eine würdevolle Ruhe aus.

Bäume ändern sich dennoch ständig, fast unmerklich langsam, und passen sich dadurch den Jahreszeiten an. Bäume können uns mit den Kräften der Natur verbinden, mit den Lebenszyklen, mit der Zeit. Bäume sind eigene kleine Ökosysteme und bieten Habitate für die verschiedensten Tiere, Pflanzen und Pilzen. Vielleicht beobachtet Dich ein Vogel aus den Ästen, vielleicht ist der Baum mit einer Moosschicht oder Efeu bewachsen, vielleicht krabbeln einige Käfer über die Rinde. Ein Baum bringt Ruhe und gleichzeitig Leben in die Stadt. 

Christian Morgenstern schrieb: «Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum.»

Und Bäume sind nicht nur ästhetisch wohltuend: Sie spenden Schatten, dämpfen Lärm und verbessern die Luftqualität. Andreas Roloff schreibt, dass uns Stadtbäume vor Emissionen schützen, besonders durch Reduktion von Ozon, Stickstoffoxiden, Sulfur und Kohlendioxid. Durch die zunehmend höheren Sommertemperaturen werden diese Faktoren an Bedeutung gewinnen, besonders weil Städte generell Hitzeoasen sind und hitzesensitive Bevölkerungsgruppen Gesundheitsrisiken aussetzen.

Aber nun zu den spannenden Forschungen zum Gesundheitseffekt von Bäumen:

Eine Studie, die im renommierten Wissenschaftsjournal Nature publiziert wurde, untersuchte diese Thematik in Toronto, Kanada. Die Studienleiter teilten ein Stadtgebiet in Bezirke ein und zählten in jedem Bezirk die ansässigen Bäume. Gleichzeitig untersuchten sie die betreffende Bevölkerung nach gesundheitlichen Kriterien. Dazu führten sie eigene Tests durch und ergänzten diese mit Daten aus der Ontario Health Study.

Sie kamen zur folgenden Schlussfolgerung: Zehn zusätzliche Bäume in einem Häuserblock beeinflussen die Gesundheit der Anwohner im Durchschnitt so, wie ein Anstieg des Jahreseinkommens um 10.000$ oder eine Verjüngung von sieben Jahren.
Den größten positiven Effekt hätten Bäume durch ihre Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Studie besagt klar, dass Menschen in Quartieren mit mehr oder größeren Bäumen messbar weniger an diesen Krankheiten leiden würden. Das ist insofern wichtig, da Herz-Kreislauf-Krankheiten in Deutschland die Todesursache Nummer 1 sind.
Die Studie formuliert die These, dass die bessere Gesundheit, besonders der Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten, auf besserer Luftqualität, mehr sportlicher Betätigung und Stressreduktion basiert.

Klar: Bäume können die Luftqualität verbessern. Sie können Menschen auch motivieren, sich mehr zu bewegen. Vielleicht mit dem Rad einkaufen zu fahren, weil die Strasse im Schatten liegt und wegen den alten Bäumen eine besondere Atmosphäre bietet. Schon deshalb lohnt es sich, mehr Bäume zu pflanzen. Aber Stressreduktion, weil man in einem Quartier mit mehr oder grösseren Bäumen lebt? Ja, sieht ganz so aus!  

Eine andere interessante Studie erschien in Science, einem weiteren renommierten Wissenschaftsjournal. Der Architekturprofessor Roger Ulrich untersuchte in einer amerikanischen Klinik, wie der Blick auf Bäume die Genesung von PatientInnen beeinflusst. Eine Gruppe von Patienten hatte einen Ausblick auf Bäume, eine andere Gruppe auf eine Hausmauer. Ulrich kommt zum Schluss, dass Patienten mit Sicht auf Bäume signifikant weniger Zeit im Krankenhaus verbringen mussten, weniger Schmerzmittel nahmen und seltener unter postoperativen Komplikationen litten.

Für diesen gesundheitsfördernden Effekt von Pflanzen gibt es sogar einen Begriff: Biophilia. Der österreichische Biologe Clemens Arvay beschreibt in seinem Buch Der Biophilia-Effekt: Heilung aus dem Wald, wie Spaziergänge im Wald die natürlichen Killerzellen unserer Immunsysteme aktivieren, und dadurch unsere generelle Gesundheit stärken. Arvay geht noch weiter und beschreibt, wie Waldspaziergänge als Vorbeugung gegen Krebs wirken und uns vor psychischen Erkrankungen schützen können. Seine Argumentation basiert zu einem Teil auf den Forschungsergebnissen einer japanischen Studie, die Shinrin-yoku – oder Waldbaden – wissenschaftlich untersuchte. Diese Studienleiter erklären sich die starken gesundheitlichen Aspekte mit unserer Herkunft als Menschen. Wir hätten die meiste Zeit unserer Geschichte in einer Welt gelebt, die von Bäumen geprägt gewesen sei. Der Kontakt zu Bäumen kann uns entspannen und Stress reduzieren.   

Ja, Bäume sind wichtig für unsere Gesundheit. Sie spenden Schatten, verbessern die Luftqualität und dämpfen Lärm. Sie können Stress reduzieren, und zehn Bäume mehr in unserem Quartier können uns – im Schnitt – physiologisch um sieben Jahre verjüngen. Und weil nahezu drei Viertel der deutschen Bevölkerung zurzeit in Städten lebt, ist es zentral, vermehrt Bäume in unsere Städte zu holen und die bestehenden Bäume zu schützen.

Andreas Hunkeler
Dipl. Sozial- und Kulturanthropologe mit dem Schwerpunkt nachhaltige und partizipative Grünflächengestaltung in Städten. (Mehr über den Autor). 
Meine Vision ist es zusammenzuführen: Menschen und Bäume, Natur und Kultur, Bevölkerung und städtische Behörden.
Bei Fragen, Anregungen, interessanten Geschichten oder spannendem Wissen zu diesem Thema kannst Du mich gerne anschreiben: andreas@baumbad.de. Ich freue mich auf Deine Nachricht!

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